Sylter Rundschau: Gemeinsam etwas zu erleben, macht einfach mehr Spaß als alleine unterwegs zu sein– nicht nur Erwachsenen, sondern vor allem Kindern. Das ist der Grund, warum Familie im Mittelpunkt die Generationen jetzt zusammenbringen möchte, auch wenn sie nicht miteinander verwandt sind. „Uns geht es darum, dass sowohl die großen als auch die kleinen Teilnehmer an unserem neuen Projekt schöne Erlebnisse miteinander haben und eine tolle Zeit zusammen erleben“, beschreibt Jutta Ringele, Leiterin der Abteilung Familie im Mittelpunkt des Diakonischen Werkes Südtondern die Idee der Initiative „ZweierZeit“ für Sylt.
„ZweierZeit“ stellt Kindern, die in ihrer Freizeit gerne etwas unternehmen möchten, aber niemanden haben, den es dafür braucht, einen „Großen“ an die Seite. Gemeinsam Angeln gehen, an der Werkbank hobeln oder Kleidung nähen, durch die Innenstadt bummeln, das Kino besuchen oder in der Sylter Welle schwimmen – auch viele Erwachsene hätten dazu Lust, mögen sich aber nicht alleine auf den Weg machen. Hier schafft „ZweierZeit“ Abhilfe.
Jeweils ein Kind und ein Erwachsener bilden ein Team und treffen sich regelmäßig miteinander. So kann langfristig eine feste Bindung zueinander entstehen. „Wir schlagen vor, dass die Treffen wöchentlich stattfinden und um die zwei Stunden dauern“, erläutert Susanne Berlin als Projektleiterin den Ablauf. „Interessierte melden sich bei uns und wir führen mit ihnen ein erstes Gespräch. Dann schauen wir, welches Kind zu welchem Erwachsenen passt und umgekehrt. Wenn die Eltern der Kinder einverstanden sind, führen wir beide zusammen. Sobald die Chemie stimmt, bilden sie ein Team und beginnen ihre „ZweierZeit.“ Was in der gemeinsamen Zeit unternommen wird, entscheiden Kind und Erwachsener alleine.
Durch „ZweierZeit“ können also auch Kinder und Jugendliche aus Familien in denen die eigenen Eltern nicht so viel Zeit für sie haben, an vielen Aktivitäten teilnehmen. Auch eine Mitgliedschaft in einem Verein, die bislang daran gescheitert ist, dass die Kinder keine Möglichkeit hatten, dorthin zu kommen oder die nur mit einer Begleitung möglich ist, kann durch das Projekt realisiert werden. „Unser Angebot wendet sich an Kinder von 0 bis 18 Jahre, wobei die älteren Kinder sicher ganz genaue Vorstellungen davon haben, was sie in dieser Zeit unternehmen wollen“, erklärt Jutta Ringele .
Damit das Projekt ohne Probleme laufen kann und allen gesetzlichen Vorgaben Genüge getan wird, müssen die Erwachsenen Auskunft über sich und ihre Lebenssituation geben und ein erweitertes schriftliches Führungszeugnis vorlegen. Bei den Kindern müssen die Eltern zustimmen. Sobald ein Team sich gebildet hat, begleitet Susanne Berlin dieses in der ersten Zeit durch gemeinsame Gespräche und hilft bei auftretenden Fragen. „Unser Wunsch ist es, dass allen Kindern auf Sylt eine möglichst gute Ausgangssituation für ihr Heranwachsen geboten wird. Es gibt einfach Familien, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht so intensiv um ihre Kinder kümmern können, wie sie es sich wünschen. Hier können andere Erwachsene mithelfen, die selbst einen Gewinn für sich darin sehen, Zeit mit einem Kind zu verbringen, ihm Dinge zu zeigen und gemeinsame Unternehmungen zu machen.“
Gemeint sind dabei auch junge Erwachsene ab 18 Jahren. „Ich kann mir sogar vorstellen, dass ein Auszubildender, der gerade nach Sylt gezogen ist, Spaß daran hätte, mit einem Kind etwas zu unternehmen. Oder eine Familie mit nur einem Kind freut sich, wenn es zeitweise ein Zweites hinzubekommt“, ergänzt Susanne Berlin. Damit „ZweierZeit“ nicht an Geldmangel scheitert, gibt es eine monatliche Aufwandsentschädigung, die beispielsweise für Eintrittsgelder oder Busfahrkarten genutzt werden darf. Initiativen wie „ZweierZeit“ gibt es auf dem Festland bereits an mehreren Orten . „Dort heißen sie zwar anders,“ erläutert Jutta Ringele, „laufen aber gut. Gemein ist ihnen und unserem, dass es sich nicht um ein Kinderbetreuungsprojekt handelt. Wir wünschen uns, dass zwischen dem Kind und dem Erwachsenen eine belastbare Beziehung entsteht. Am schönsten wäre es, wenn die dann beide ins Herz trifft.“
Sylter Spiegel: Job, Termine, Familie, Haushalt: Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist oftmals ein echter Drahtseilakt und nicht selten fehlt es hinten und vorne an Zeit für die schönen Dinge im Leben – und an Zeit für den Nachwuchs. Jutta Ringele und Susanne Berlin wissen: Viele Eltern wünschen sich in solchen Situationen jemanden, der sie entlastet und der regelmäßig eine schöne, unbeschwerte Zeit mit ihrem Kind verbringt. Die zwei Pädagoginnen von „Familie im Mittelpunkt Inseln“ (FiM), einem Angebot des Diakonischen Werks Südtondern, haben aus zahlreichen Gesprächen die Nöte und Sorgen Sylter Mütter und Väter herausgearbeitet und deswegen jetzt „Zweier Zeit – Ich bin zwei“ ins Leben gerufen.
Aber das Projekt richtet sich nicht nur an Eltern, sondern auch an all jene, die Freude am Umgang mit jungen Menschen haben. Konkret geht es darum, als Ehrenamtlicher einmal in der Woche für zwei Stunden Zeit mit einem Kind oder Jugendlichen zu verbringen. „Qualitätszeit“ nennen Ringele und Berlin diese Treffen, die auf Langfristigkeit angelegt sein sollen, aber – und das ist ihnen ganz wichtig – kein Eingriff ins Elternhaus und keine Konkurrenz zu den Eltern sein dürfen.
Was das Zweier-Team in den zwei Stunden macht, kann es selbst entscheiden. Ob es im Boot zum Angeln geht, ein Besuch im Kino auf dem Programm steht oder aber einfach zusammen eine Runde Basketball gespielt wird: Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Die Ehrenamtlichen erhalten eine monatliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro, wovon sie Spritkosten, aber eben auch Eintrittspreise oder mal ein Eis bezahlen können.
In der Anfangszeit wird es einen wöchentlichen Austausch zwischen beiden Seiten und Projektkoordinatorin Susanne Berlin geben, später dann alle sechs Wochen. Zur Vorbereitung wird sich Berlin die Lebenssituationen von Familie und Ehrenamtlichem vor Ort ansehen. Wenn sie den Eindruck hat, ein passendes Zweier-Gespann gefunden zu haben, ist ein Treffen der Erwachsenen geplant, bevor dann auch das Kind oder der Jugendliche dazugeholt wird. Um „Missverständnissen und Unbehagen“ vorzubeugen, wird ein Vertrag aufgesetzt, der die Spielregeln zusammenfasst. Zudem muss der Ehrenamtliche ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, „so schreibt es der Gesetzgeber vor“, sagt Berlin, die darauf hinweist, dass alle Projektteilnehmer während der Treffen über das Diakonische Werk versichert sind.
Sowohl für Eltern als auch für interessierte Ehrenamtliche gilt: Der erste Kontakt zu „FiM“ ist völlig unverbindlich.
Auch wer sich unsicher ist, ob das Projekt überhaupt das Richtige für ihn ist, kann sich ab sofort ohne weitere Verpflichtungen bei Susanne Berlin informieren unter Telefon 04651 8357807 oder per E-Mail an s.berlin@dw-suedtondern.de.
„ZweierZeit“ ist ein Projekt von Familie im Mittelpunkt des Diakonischen Werkes Südtondern. Interessierte können sich mit Susanne Berlin in Verbindung setzen: s.berlin@dw-suedtondern.de, Telefon: 04651-8357807, www.dw-suedtondern.de